Systemische Aufstellungen sind für mich eine wundervolle, lösungsorientierte Möglichkeit, Beziehungen, Konstellationen und Situationen sicht-bar und bewusst zu machen. Vielleicht hast du dich schon mal gefragt, weshalb du immer wieder einen ähnlichen Konflikt mit einer weiteren Person hast, weshalb du an bestimmten Stellen in deinem Leben immer wieder Blockaden erlebst oder gar scheiterst? Das ist sicher mal einen Blick mit der Brille der systemischen Aufstellungen wert.
Für mich sind sie ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zu Klarheit und Lösungsfindung. Ich beziehe mich in diesem Blogartikel vorwiegend auf klassisches Familienstellen. Am Ende erweitere ich den Blick auf weitere Einsatzfelder und weitere methodische Möglichkeiten.
Systemische Aufstellungen basieren auf Erkenntnissen der Systemtheorie.
In der Systemtheorie geht man von diesen beiden Grundannahmen aus: Innerhalb eines Systems besteht eine gewisse Ordnung. Einzelne Elemente im System beeinflussen sich gegenseitig und stehen miteinander in Wechselwirkung. Daraus ergibt sich: Wenn eines der Elemente sich verändert, verändern sich die anderen Elemente auch bzw. müssen sich die anderen Elemente auch verändern. Grundsätzlich strebt ein System immer nach Balance und Harmonie.
Du kannst dir das vorstellen, wie bei einem Mobile. Wird das Mobile an einer Stelle in Bewegung gesetzt, wirkt sich das auf alle Elemente aus. Sie stehen miteinander in Beziehung. Jede Veränderung des einen Elements wirkt auf das jeweils andere zurück.
Durch systemische Aufstellungen kann dein Coach diese Einflussnahme sichtbar und offenbar machen. Unausgesprochenes, Verstrickungen, Spannungen, Konflikte, Überlagerungen, unterdrückte Gefühle und Tabus zeigen sich.
Genauso zeigen sich vorhandene Lösungsätze und Ressourcen.
Was bedeutet Aufstellung Kontext der systemischen Aufstellung?
Kurz zuvor: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, systemische Aufstellungen durchzuführen: Im 1:1 Setting, in einem realen Raum, mit wirklichen Menschen, auf einem Systembrett etc. Hier an dieser Stelle liegt mein Fokus auf der systemischen Aufstellung im Rahmen einer Gruppenveranstaltung in Präsenz.
Stell dir vor, es gibt einen wiederkehrenden Konflikt in deiner Familie. Du bist daran interessiert, eine Lösung für diese Sache zu finden. Du bist bereit, das mit Hilfe einer Aufstellung anzuschauen und eine Lösungsidee zu bekommen. Du kommst mit deinem Anliegen zur Aufstellung – allein, ohne deine Familie. Sie muss weder darüber informiert sein noch etwas davon wissen.
Zu Beginn spricht die Leiter:in der Aufstellung mit dir kurz über dein Anliegen. Sie stellt dir die ein- oder andere Frage, z.B. wer aus deiner Sicht am Problem beteiigt ist. Und sie fragt dich, was dein Wunsch ist, wie die Situationzukünftig im besten Falle sein soll. Viel mehr braucht es nicht.
Bei einer systemischen Aufstellung werden einzelne Personen aus dem Familien- und Bezugssystem stellvertretend für diese Familienmitglieder im Raum positioniert (aufgestellt) und miteinander in Beziehung gesetzt. Das heisst, du suchst dir unter Anleitung der Leiter:in jetzt aus den im Raum vorhandenen Personen eine Person aus, die für dich steht, eine für deine Mutter, eine für deinen Vater und ggf. für die beteiligten Geschwister. Diese Personen repräsentieren deine Familie – jetzt im Rahmen deiner Aufstellung. Sie müssen nichts weiter über dich und deine Familienmitglieder wissen. Du stellst sie – intuitiv, mit hoher Aufmerksamkeit – so zueinander auf, wie du es im Alltag erlebst. Dabei achtest du sowohl auf die Distanz zu andern Mitgliedern als auch auf die Richtung: Wem ist die Person zugewandt? Von wem ist sie abgewandt?
Das kann sein – du erlebst, dass dein Vater in Konflikten – aus deiner Sicht – immer zu deiner Schwester hält – dann stehen sie sich räumlich näher. Dich interessiert kaum was deine Eltern sagen. Dann positionierst du dich weiter weg von ihnen, z.B. körperlich und mit dem Blick abgewendet.
Dadurch wird das Beziehungsgeflecht innerhalb einer Familie offengelegt, dargestellt und visualisiert. EsDiese werden dann intuitiv – mit hoher Aufmerksamkeit – im Raum platziert (auf den ‚richtigen‘ Platz gestellt). Dabei wird sowohl auf die Distanz zu andern Mitgliedern als auch auf die Richtung (Wem ist die Person zugewandt? Von wem ist sie abgewandt?) geachtet. Es wird deutlich, wie die Menschen zueinander stehen. Im Rahmen einer systemischen Aufstellung stellt eine Person ihr internes Bild zu einer Situation, in diesem Falle ihrer Familie auf. Das meint, das Bild, das die Person subjektiv wahrnimmt.
Diese Stellvertrer:innen (auch Repräsentant:innen genannt) für das Familiensystem nehmen die Wirkungen ihres Platzes wahr, an dem sie aufgestellt werden. Diese Wahrnehmungen zeigen sich körperlich und emotional.
Körperliche Wahrnehmungen finden u.a. als Schauer, Schweißausbruch, Druck, zittern oder Wärme Ausdruck. Die Repräsentant:innen können u.a. tiefe Trauer, Ärger, Wut und Nähe wahrnehmen, ohne dass ihnen die Person oder das Element bekannt ist, für das sie stehen.
Repräsentant:innen verwenden oftmals typische Aussagen, Redewendungen und Gestiken der jeweiligen Familienmitglieder. Sie zeigen häufig auch Hinweise auf Krankheitssymptome.
Du kannst dir das so vorstellen: Bist du Stellvertreter:in in einer Aufstellung und die beteiligte Person reagiert in einer Situation mit starkem Kniezittern, so kann es sein, dass sich das in deiner Stellvertreter:innenrolle genau so zeigt. Ohne – und genau das ist das Besondere, ohne, dass es darüber Informationen gab. Die Stellvertreter:innen agieren so auf dem Hintergrund des morphogenetischen Feldes.
Worum geht es in Aufstellungen?
Häufig geht es um diese existenziellen Grundthemen: Zugehörigkeit – Ausgeschlossen-Sein, Gebunden sein – Verbunden sein, Abwertung – Anerkennung, Geben – Nehmen.
Unbewusste Bewegungen der Seele, System- und Beziehungsdynamiken werden sichtbar und helfen, die Energie im aufgestellten System in einen harmonischen Fluss zu bringen. Und … Ordnung ins System zu bringen. Wenn jedes Element seinen „guten Platz“ hat, entsteht wieder Balance.
Was bedeutet Ordnung im System?
Nach Virginia Satir und Bernd Hellinger ist jeder Mensch Teil eines Familiensystems. Störungen in der Ordnung sorgen für Störungen bei den Systemmitgliedern. Ein Ziel von systemischen Aufstellungen ist es, die ursprüngliche Ordnung wiederherzustellen.
- Vielleicht kennst du Geschichten von Familienmitgliedern, über die nicht gesprochen wird
- du fühlst Unklarheit bei Rollenverteilungen.
- Dir ist oft nicht klar, welche Aufgaben und Pflichten du hast.
- Oder, du kennst deinen Platz in der Welt nicht und fragst dich: wo ist mein Platz in der Welt und was ist meine Rolle?
- Vielleicht erhebst du dich manchmal über andere.
Das alles kann ein Hinweis auf eine gestörte Ordnung sein. Im Rahmen einer Aufstellung wird die ursprüngliche Ordnung wieder hergestellt. Das heisst die einzelnen Personen im System erhalten innerhalb dieses Systems die Rollen, die ihnen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zustehen. Hier geht es u. a. um anerkennen, würdigen und integrieren.
Oder sie bekommen den ursprünglichen Platz, der ihnen aufgrund der direkten Zeitfolge zusteht. Das heisst für später hinzugekommende Kinder, dass sie die Geschwisterfolge achten und die älteren Geschwister und deren (Lebens-) Leistungen würdigen.
Was ist der Nutzen einer systemischen Aufstellung?
Ein bisher nicht gelöstes Anliegen wird ans Licht gebracht. Das System, in dem dieses Anliegen eingebettet ist, sichtbar werden zu lassen. Es lässt erkennen, warum du zum Beispiel immer wieder die gleichen Dinge erlebst oder tust, obwohl du das gar nicht willst. Von der Ursprungsfamilie übertragene Familienmuster können sich lösen. Spannungen, Verbindungen, Verstrickungen und Verwechslungen werden sichtbar.
Ziel einer Aufstellung ist es, für die jeweils einzigartige und einmalige Situation des Klienten einen nächsten Lösungsschritt zu finden bzw. die Lösung zu finden. Aufstellungen zeigen immer genau das, was im jeweiligen Moment Ausdruck der Seele ist.
Neben Anliegen, bei denen es um Leid und Schwere geht, gibt es auch solche, bei denen die Weiterentwicklung des Klienten im Fokus steht. Beispiele hierfür sind: Steigerung der Kreativität und Entfaltung neuer Möglichkeiten, Entscheidungen etc.
Was braucht es für die Durchführung von Aufstellungen?
Neben einer fundierten Ausbildung erfordern Aufstellungen eine eine achtsame und konzentrierte Moderation. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass die durchführende Person sich nicht in den Prozess verstrickt und sich zu einer konstruktiven Lösung und Vollendung leiten lässt. Kurz: den Prozess und den Raum in förderlicher Weise halten kann.
Maßgeblich ist für mich die Haltung der Aufsteller:innen: Absichtslosigkeit und Nichtwissen, zum Auftauchen lassen und Entdecken von Neuem. Achtung und Fähigkeit zum Würdigen von dem, was ist. Wahrnehmen von Zusammenwirken, ressourcen- und lösungsorientierte Herangehensweise.
Welche Tools und Formen von Aufstellungen gibt es noch?
Neben der bisher beschriebenen Version mit einer Gruppe von Menschen direkt im Raum zu arbeiten, gibt es einige andere Möglichkeiten:
- Jedes Mitglied kann auch durch Figuren und Symbole dargestellt werden, z.B. mit dem Systembrett.
- In den letzten Jahren gibt es auch immer mehr Tools und Entwicklungen, Aufstellungen im digitalen Raum anzubieten.
Eine wunderbare Möglichkeit zur Überbrückung von Entfernungen und präsenzfreien Zeiten.
Je nachdem, was in einem System näher angeschaut werden soll, gibt es neben Familienaufstellungen auch Organisationsaufstellungen, Aufstellungen von Teams, Gruppen, inneren Anteilen. Ahnenaufstellungen, Symptomaufstellungen, Entscheidungsaufstellungen u. v. m. Die Vielzahl von Aufstellungsarten entwickelt sich aus der Kombination mit anderen Methoden oder dem Setzen spezifischer Schwerpunkte
Im Rahmen einer systemischen Aufstellung stellt eine Person ihr individuelles internes Bild zu einer Situation, ihrer Familie, ihres Teams, ihrer Organisation oder ihren „inneren Anteilen“ auf.
Hast du Lust bekommen eine deiner Herausforderungen mit der Brille der systemischen Aufstellungen anzugehen? Dann schreib mir gern. Wir schauen, welche Form (Präsenz, Digital) für dich gerade das passende und zielführend ist.
Was mir zum Schluss wichtig ist. Ich habe schon an vielen Aufstellungen teilgenommen und viele geleitet. Manches ist nicht rational erklärbar und dennoch wirkt es In dir und in deinem System.
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